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Die vorliegende Studie untersucht die Versorgung des 2. Wiener Gemeindebezirks — Leopoldstadt —
mit sozialen Diensten. Fokus der Analyse ist die Herausarbeitung der Rolle der sozialen Dienste für die
Integration der Bevölkerung ins Erwerbsleben, für die Stabilisierung des Familieneinkommens und in
der Folge das wirtschaftliche Entwicklungspotenzial des Bezirks. Die Untersuchung ist vor dem
Hintergrund der derzeitigen wirtschaftlichen Krise zu sehen, die substanzielle Beschäftigungsverluste
in der marktorientierten Wirtschaft ausgelöst hat. Arbeitsmarktpolitische Maßnahmen wie
Kurzarbeit, Aus‐ und Weiterbildungsmaßnahmen und Ausgaben für die Arbeitslosenunterstützung
wurden verstärkt eingesetzt, um die Familieneinkommen zu stabilisieren und die Kaufkraft zu
erhalten. Es wurden aber keine Weichenstellungen vorgenommen, die die Sozialwirtschaft, in der
hohe und steigende Anteile der Bevölkerung Arbeit finden, auf neue und stabile Beine stellen. Die
Organisationsstruktur der Arbeit verharrt weiterhin in einer am Familienerhalter ausgerichteten
Industriegesellschaft mit einer hohen Verbleibsquote der Betreuungsarbeit in den Haushalten. Nur
ansatzweise kommt es zu einer Aufweichung der Rolle von Mann und Frau in der Aufteilung von
Haus‐ und Erwerbsarbeit in Richtung einer von partnerschaftlichem Denken geprägten modernen
Dienstleistungsgesellschaft. Ein wesentlicher Grund hierfür liegt in dem unzureichenden Ausbau der
sozialen Dienstleistungen, allen voran der Kinderbetreuung und der Versorgung mit erschwinglicher
Pflege und Betreuung. Um eine Professionalisierung dieser Dienstleistungsbereiche zu forcieren und
um ein adäquates Versorgungsnetz aufzubauen, bedarf es eines gezielten kleinräumigen Ausbaus der
Infrastruktur, etwa über soziale Dienstleistungszentren (one‐stop‐shop), in denen Nachfrage und
Angebot zusammengeführt werden. Ein Aspekt in dem Zusammenhang ist die Professionalisierung
und arbeitsteilige Organisation der sozialen Dienstleistungen unter Einbindung aller derzeitigen
Angebote in ein umfassendes Informationsnetzwerk (Plattform). Damit werden einerseits
Arbeitsplätze geschaffen, und zwar auf allen Qualifikationsebenen, andererseits werden infolge einer
effizienteren Organisation Arbeitsressourcen freigesetzt, die derzeit in häuslicher Betreuungsarbeit
gebunden sind. Eine institutionelle Neuorientierung der Organisation der sozialen Dienste soll
sicherstellen, dass es im kommenden Wirtschaftsaufschwung zu keiner Verknappung von Fachkräften
kommt, die inflationäre Tendenzen auslösen und das Wirtschaftswachstum beeinträchtigen könnte.
Die vorliegende Arbeit setzt sich zum Ziel, Grundlagen für die Entwicklung einer derartigen
Neuausrichtung zu erarbeiten.