Description (de)
In Österreich wird derzeit eine öffentliche Diskussion um die Aussetzung der Wehrpflicht und die
Einführung eines Freiwilligenheeres geführt, die ihren Ursprung in den frühen 1990er Jahren hat. Mit
dem Ende des Kalten Krieges setzten sich viele Länder Europas, auch Österreich, mit den
Implikationen der neuen Gegebenheiten für die Europäische Verteidigungspolitik auseinander. Erste
politische Stellungnahmen für die Einführung eines Freiwilligenheeres kamen 1991 von dem
damaligen Verteidigungsminister Werner Fasslabend (ÖVP). Er meinte, dass er sich ein Berufsheer
vorstellen könne, und zwar im Zusammenhang mit der Einbindung Österreichs in ein europäisches
Verteidigungskonzept , das eine enge Anbindung an die NATO vorsah. Damit wäre auch eine
Aufhebung der Neutralität Österreichs verbunden gewesen, wogegen sich die SPÖ stets stemmte.
Im Jahr 1994 wiederholte der damalige ÖVP‐Bundesparteiobmann und Vizekanzler in der großen
Koalition mit der SPÖ das Interesse an der Reform eines Bundesheeres und der Einführung eines
Freiwilligenheeres. In der Folge kam auch in die SPÖ‐Position Bewegung, indem der damalige
Innenminister Caspar Einem die allgemeine Wehrpflicht in Frage stellte. Das wurde von der SPÖ‐
Parteijugend ebenso wie vom Liberalen Forum und den Grünen freudig aufgenommen. Jedoch war
der damalige Landesparteivorsitzende der SPÖ und Landeshauptmann der Stadt Wien, Michael
Häupl, zu diesem Zeitpunkt noch strikt gegen die Aussetzung der Wehrpflicht.